Der Poller der keiner ist
Ich vertage die Lösung des Problems mit der fehlenden Wand.
Wobei mir eine andere Wahl auch gar nicht bleibt, denn meine Nachbarin will nicht verstehen.
Mir wird klar, daß sie lediglich Angst vor möglichen Kosten hat – zu Recht, wie ich denke.
Aber selbst meine Bemühungen. ihr diese Angst zu nehmen, indem ich mich zum Generalbezahler ernenne, scheitern.
So komme ich nicht weiter.
Sie bietet mir an, am Abend mit ihrem Mann zu sprechen und natürlich auch mit dem Bauamt der Stadt.
Bauamt?
Was erhofft sie sich vom Bauamt?
Daß ich dazu verdonnert werde, meine Bauarbeiten einzustellen, damit sie ihre Tapeten an meiner Außenwand hängen lassen kann?
Ich glaube, genau das denkt und hofft sie.
Egal.
Ich zeige ihr noch, daß ich durch die Löcher ihrer Steckdosen in ihr Haus sehen kann und daß dort natürlich auch der Staub seinen Weg findet.
Sie haßt mich.
Und ich beginne zu hassen, hier zu sein.
Was gehen mich die Außenwände der Nachbarhäuser an?
Und vor allem, weshalb scheint sich jeder hier für seine Angelegenheiten, niemand aber für meine zu interessieren?
Noch während ich eher mürrisch auf meine Leiter zurückkehre, sehe ich durch die verschmutzten Fensterscheiben, wie ein Pkw vor dem Haus rückwärts fährt.
Jetzt kommt gleich der Poller.
Der Poller!
Das Auto fährt weiter, es knallt nicht, das Auto stockt nicht einmal.
Den Poller umgefahren hat der nicht.
Das interessiert mich jetzt doch.
Also trete ich vor die Tür und sehe, wie ein junger Mann Möbel aus einem der Häuser in der Kochstraße trägt.
Der Enkel.
Und tatsächlich sehe ich die alte Dame von heute Morgen kurz in der Tür auftauchen, sie übersieht mich betont auffällig.
Jetzt verstehe ich, was heute Morgen nicht zu verstehen war:
Die Bewohner der Kochstraße besitzen einen Schlüssel zu diesem Poller.
Sie scheinen dies für ein Verbrechen zu halten.
Und wie bei einem Verbrechen üblich, stört jeder zufällige Beobachter.
Na ja, denke ich, zumindest muß ich die Unfreundlichkeit der alten Dame nicht länger persönlich nehmen.