So geht das aber nicht
„So geht das aber nicht!“
Er trägt die Kluft eines Zimmermanns, sieht deshalb wie einer aus und scheint zu scherzen.
Also lasse ich kurz von meiner Arbeit ab und rufe ihm von der Leiter aus, auf der ich seit Stunden stehe, zu: „Doch, das geht so!“
Und lächle.
Allerdings nicht lange.
Wie sich zeigt, handelt es sich nicht um einen scherzenden Mitarbeiter der Zimmerei meines Vertrauens, sondern um einen Nachbarn, der, immerhin das hatte ich richtig eingeschätzt, Zimmermann ist.
„Ihr könnt hier nicht einfach alles abreißen und aus dem Fenster werfen! Wir sanieren hier auch Häuser, aber so geht das nicht!“
Ich verstehe, bzw. beginne zu verstehen.
Der scherzt nicht.
Der ist nicht nett.
Der will mir ans Bein pinkeln.
„Jetzt reicht es!“, denke ich und steige von der Leiter.
„So, fangen wir noch mal von vorn an: Wer bist Du?
Was willst Du? Und, was geht so nicht?“
Er fängt an, mir was von Gästen zu erzählen, die in seinem Ferienhaus auf der anderen Straßenseite wohnen würden, seine Frau hätte ihn angerufen, von Staub und Lärm und Verdienstausfall erzählt er.
Kurz: Er will, daß wir aufhören. Sofort. Mit dem Arbeiten. Mit dem Krachmachen. Und überhaupt: „Habt ihr denn schon einen Zimmermann?“
Ich mache ihn darauf aufmerksam, daß er eine komische Art hat, Geschäfte anzubahnen, lasse mir aber seine Karte geben.
Tatsächlich. Ein Zimmermann. Und jetzt will er mein Dach machen.
„Also, wenn Du das noch nicht vergeben hast?“
Habe ich noch nicht.
Aber, was er nicht wissen kann: ich vergebe keine Aufträge an Menschen, die mich in meinem eigenen Haus unfreundlich anquatschen.
Überhaupt. Hört das Meckern und Maulen denn nie auf?